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Barkhausen Institut

Technologie bewegt Kunst und Geschichte in der Villa Bienert

Auftaktveranstaltung, 9. Mai & Lange Nacht der Wissenschaften, 14. Juni 2019

Unser OpenLab beginnt in der Villa Bienert, einem Wohnhaus in Dresden, in dem sich Tradition und Moderne begegnen. Die Dresdner Kunstsammlerin Ida Bienert (1870–1965) zählte zu den frühesten Förder:innen der Avantgarde. In der Familienvilla führte sie einen Salon, der zu einem wichtigen geistig‑kulturellen Zentrum in Dresden avancierte.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Gründung des Bauhauses schlagen wir eine Brücke von 1919 bis 2019: zwischen der Entstehung neuer Lebenskonzepte Anfang des vorigen Jahrhunderts und der gegenwärtigen Entwicklung der IoT-Technologie für modernes Wohnen im Smarthome, über das wir forschen.

In der Villa wagen wir ein interdisziplinäres Experiment mit der digitalen Technologie und dem einzigartigen Raumentwurf des berühmten Künstlers Piet Mondrian für das Damenzimmer der Hausherrin. Eine Projektion sowie die mit Tape-Rendering erzeugten Konstruktionslinien ermöglichen eine virtuelle Umgestaltung des Raumes. Mit diesem Versuch führen wir vor Augen, wie eine Verwirklichung des Mondrian-Zimmers aussehen könnte. 

Mit der freien Aneignung des Entwurfs in einer 360°-Raumprojektion möchten wir zudem unsere meist abstrakten Forschungsthemen veranschaulichen. Die geraden Linien, die puren Formen und Farben der abstrakten Malerei werden verwendet, um eine andere Art von Vernetzung darzustellen: das Internet der Dinge und seine technischen Herausforderungen.

Mehr über Ida Bienert und den Auftrag an Piet Mondrian erfahren

Ida Bienert und die Villa, Würzburger Straße

Die Dresdner Kunstsammlerin Ida Bienert (1870–1965) zählte zu den frühesten Förder:innen der Avantgarde. 1888 heiratete sie den wohlhabenden Mehl- und Brotfabrikanten Erwin Bienert. Schon um 1910 wandte sie sich der modernen Kunst zu und konzentrierte sich auf abstrakt-konstruktive Werke, etwa von Wassily Kandinsky, El Lissitzky und Piet Mondrian. In der Familienvilla führte sie einen Salon, der zu einem wichtigen geistig‑kulturellen Zentrum in Dresden avancierte. Zu den Gästen zählten unter anderem Paul Klee, Wassily Kandinsky, László Moholy-Nagy, Lyonel Feininger, Walter Gropius und El Lissitzky, aber auch Kulturschaffende, Schriftsteller*innen sowie WissenschaftlerIinnen.

Als Förderin des Konstruktivismus war Ida Bienert nie ganz zufrieden mit den historistischen Räumen der 1888 erbauten Villa. Umso mehr bemühte sie sich um eine funktional ausgerichtete Gestaltung der privaten Zimmer im Obergeschoss. Das Foyer stattete sie mit modernen Möbeln und Wandfarben nach Ideen des Bauhauses aus.

 

Piet Mondrians Raumentwurf

Piet Mondrian (1872–1944), ein Mitbegründer der niederländischen De-Stijl-Bewegung, war einer der wichtigsten Vertreter:innen der abstrakten Kunst in Europa. In seiner Malerei entwickelte er den Neoplastizismus (neue Gestaltung). Seine Bildsprache reduzierte er auf strenge geometrische Kompositionen mit den Primärfarben Rot, Blau und Gelb sowie Weiß- und Grautönen, strukturiert durch ein schwarzes Linienraster. Ausgeglichene Verhältnisse zwischen Form, Farbe und Linie drückten für Mondrian Ebenmaß und Schönheit in der damals entstehenden modernen Welt aus.

1925 zeigte die Dresdner Galerie Kühl & Kühn die erste Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland. Ida Bienert erwarb zwei Bilder Mondrians und beauftragte ihn mit einem Raumentwurf für ihre Villa. Obwohl dieser die Zustimmung der Mäzenin fand, wurde er nicht ausgeführt. Der Entwurf von 1926 zählt zu Mondrians wenigen Versuchen, seine philosophischen und ästhetischen Überlegungen zur „neuen Gestaltung“ konkret auf Architektur anzuwenden.

Link zu den Entwürfen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/539719

Der Raum als Datenkanal

Eine interaktive Erfahrung

Mehr über die Installation... Klicken Sie auf das Video, um es abzuspielen

Interaktive Stationen des Barkhausen Instituts und des Lehrstuhls für Mobile Nachrichtensysteme, TU Dresden

Zeitverzögerung im Zusammenspiel zwischen Mensch und Roboter

Im OpenLab, können die Besucher*innen mehr über IoT erfahren, z.B. in der Interaktion mit 5G-Roboter. 

5G-Mobilfunk wird maßgeblich zur Digitalisierung industrieller Produktion (Industrie 4.0) beitragen. Mobile Roboter fertigen dann gemeinsam Werkstücke nach individuellen Wünschen. Wesentlich dabei ist die Verwendung von Sensorik am Einsatzort, vereinter Signalverarbeitung und Fernsteuerung der Roboter. Die Kommunikation zwischen allen Komponenten verläuft durch die Mobilität der Roboter drahtlos. Die zwangsläufig auftretende Zeitverzögerung (Latenz) bei der Datenübertragung erschwert eine genaue und flüssige Bewegung. Künftige drahtlose Übertragungsverfahren müssen also eine sehr niedrige Latenz (etwa 1 ms) aufweisen. Im Open Lab zeigen wir zwei derart ferngesteuerte Roboter. Die Auswirkungen der Latenz werden durch Einstellen der Zeitverzögerung verdeutlicht.

Mitwirkenden

Idee: Gerhard Fettweis

Projektmanagement: Tiphaine Cattiau

Kooperationen: Albertinum und Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden / Kustodie der TU Dresden

Gestaltung und Programmierung der 360°-Raumprojektion: intolight

Filmische und fotografische Dokumentation: Robert Arnold

Grafische Gestaltung des Flyers: Veit Vogel

Lektorat: Almut Otto

Übersetzung: Johanna Wolter

Aufbau: LTHX Architekten GmbH; Fa. Bauservice Gäpel; Henri Hörnich; Johannes Petzold; Werkstätte des Deutschen Hygiene-Museums

Transport: Thomas Lantzsch

Stele: BEATBARproductions

Controlling: Olena Orlova